Mehr Ordnung im Arbeitsspeicher durch Fedora 32
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Zwar etwas verzögert, durch manche wichtige Bugfixes in KDE- und Kernelausgaben, aber trotzdem ist Fedora 32 pünktlich zum schon festgelegten „Target Release Date“ erschienen. In der Fedora 32 Workstation, der Hauptausgabe, setzt die Distribution, die von Red Hat gesponsert wird, auf Gnome 3.36 und Kerne 5.6. Diese sind hier, wie sonst auch, als purer Desktop und ohne Shell-Erweiterungen, die vorinstalliert sind und auch ohne markante Anpassungen enthalten.
Gnome 3.36 verkürzt den Weg vom Sperrbildschirm zurück zum Desktop. Dieser is eher lästig und bringt auch Verbesserungen in der Bedienung. Außerdem erlaubt er ohne Umweg über die Gnome-Tweaks eine Verwaltung von Shell-Erweiterungen, die installiert sind.
Es gibt ein paar „Wayland-Verbesserungen“ in Fedora 32
Auf der Issues-Liste der Entwickler standen vor der Veröffentlichung nur wenige Wayland-Bugs. Zum Beispiel der Anfang April erschienene Firefox 75, der zu den erfreulichen Neuerungen diesbezüglich zählt. Dieser hat ebenfalls eine ausgeprägte Wayland-Unterstützung mit einer Ausgabe von Videos, die hardwarebeschleunigt ist, über VA-API bekommen.
Das X11-Protokoll in Gnome wurde schon seit Fedora 25 Workstation von Wayland als Standard abgelöst. Sollte es jedoch dazu kommen, dass Wayland in virtuellen Maschinen oder mit bestimmten Grafikchips nicht performant genug läuft, gibt es auf dem Anmeldebilschirm vom Gnome Display Manager neben der Option Gnome Classic weiterhin die Option Gnome unter Xorg.
Es gibt auch neue Baustellen
Nachdem die Wayland-Baustelle weitergezogen ist, kam sie bei KDE Plasma an. Um den Wayland-Modus im KDE-Spin mit Plasma 5.18.3 der Distribution auszuprobieren, muss das Plasma-Worspace-Wayland-Paket nachträglich installiert werden. Daraufhin erscheint dann eine Wayland-Option auf der Anmeldeseite von SDDM, so wie linux-abos.com früher mal ausgeschaut hat.
Aus der Anfangszeit von Gnome mit Wayland dürften einige Kinderkrankheiten experimentierfreudigen Nutzern bekannt vorkommen: Das Firefox-Fenster ist bei einer Größenänderung sehr träge. Die Zwischenablage über die mittlere Maustaste funktioniert nicht. Und LibreOffice auf dem Testsystem des Autors jener Meldung lief mit Kwin unter Wayland noch nicht stabil genug.
In Fedora 32 ist jedoch sehr wohl schon absehbar, dass der nächste Desktop, der ausgefeilte Wayland-Fähigkeiten besitzt, vermutlich KDE Plasma wird. Darauf folgt dicht MATE, welches genauso mit jeder neuen Version an dem Wayland-Support schraubt.
Bei einer drohenden RAM-Knappheit greift EarlyOOM ein
Die Behandlung von Situationen mit knappem Arbeitsspeicher ist eine zentrale Neuerung in Fedora 32. Diese Situationen treten beispielsweise in VMs und PaaS-Cloud-Instanzen mit Ressourcen, die sehr knapp bemessen sind, immer wieder mal auf. Der Kernel schickte bisher in solchen Out-Of-Memory-Situationen immer den OOM-Killer los. Dieser interveniert zwar recht konservativ, schaltet hängende Prozesse nach einem Timeout jedoch aus. In Anbetracht der hängenden Linux-Systeme war in der Konsequenz häufig viel Geduld gefragt.
Um eben solche Situationen jener Art zu entschärfen, wird von Fedora 32 der Dämon EarlyOOM mitgeliefert. Dieser überprüft den Swap und auch den verfügbaren Speicher mehrmals in der Sekunde und greift früher ein, sollte dem System eine akute Knappheit des Speichers drohen. Wenn insgesamt nur noch wenige Prozent Speicherkapazität vorhanden sind, dann schickt EarlyOOM an jenen Prozess ein Signal, der den meisten Speicher belegt und der laut Kernel-Speicherverwaltung als erstes sterben soll. Dafür wertet EarlyOOM den OOM-Score des Kernels aus und greift viel früher ein, als es ein regulärer OOM-Killer tun würde.
Spins und Installation bei Fedora 32
Weiterhin kein Genuss in der Bedienung ist der in Fedora 32 vorhandene Installer Anaconda. Da der alternative Partitionierer Blivet-GUI die Erstellung von komplexen Partitionsschemata um ein Vielfaches vereinfacht, gibt es technisch gesehen sehr wenig auszusetzen. Der Benutzer, der zuerst angelegt wird, wird der wheel-Gruppe hinzugefügt, welche für die sudo-Verwendung vorkonfiguriert worden ist.
Es gab eine Zeit, in der unter Fedora nur eine Open-Source-Software installiert werden konnte. Proprietäre Treiber und Codecs waren in der externen und fremdgepflegten Paketquelle von RPM Fusion gelegen. Es ist aufgrund des sehr guten Angebots an Codecs und Playern weiterhin zu empfehlen, jene Paketquelle in der Workstation aufzunehmen. Die Paketverwaltung Gnome Software bietet inzwischen beim ersten Aufruf zusätzlich die Aktivierung eines offiziellen Repository mit proprietären Paketen an. Wie beispielsweise dem Nvida-Treiber.