Passkeys statt Passwörter – Umstieg leicht gemacht

Passkeys statt Passwörter - Umstieg leicht gemacht
Security

Seit den Anfängen des Internets dienen Passwörter als Schlüssel zu digitalen Diensten. Trotz ständiger Ratschläge zu Länge, Komplexität und regelmäßiger Änderung bleibt ihre Sicherheit oft brüchig. Angreifer setzen Phishing ein, um Anmeldedaten gezielt zu stehlen, oder nutzen beim Credential-Stuffing gestohlene Passwort-Listen, um automatisiert fremde Konten zu kapern. Diese Methoden funktionieren, weil Menschen Passwörter mehrfach verwenden oder zu leicht erratbare Varianten wählen. Selbst aufwändige Regeln führen in der Praxis häufig zu schwachen Konstrukten. Das Ergebnis ist eine Abhängigkeit von einer Technik, deren Grenzen im Alltag längst sichtbar sind.

Passkeys setzen an genau dieser Schwachstelle an und schaffen einen alternativen Weg zur Anmeldung. Sie basieren auf dem Standard FIDO in Verbindung mit WebAuthn und arbeiten mit einem Schlüsselpaar, das lokal erzeugt wird. Der private Teil bleibt sicher auf dem Gerät, während nur der öffentliche Schlüssel den Server erreicht. Die Anmeldung erfolgt über biometrische Verfahren oder eine Geräte-PIN, wodurch Phishing-Angriffe ins Leere laufen. Nutzer erhalten so eine Methode, die Komfort und Sicherheit besser verbindet.

Wo Passkeys heute genutzt werden können

Im Apple-Ökosystem sind Passkeys tief in die iCloud Keychain integriert und werden dort mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zwischen Geräten synchronisiert. Die Anmeldung lässt sich so auf dem Mac ebenso wie auf iPhone oder iPad ausführen, ohne zusätzliche Apps zu benötigen. Über Safari funktioniert die Nutzung direkt im Browser, während Apps auf die gleiche Infrastruktur zugreifen. Auf der Android-Seite unterstützt Chrome Passkeys nativ, und auch der Google Password Manager kann sie geräteübergreifend bereitstellen. Drittanbieter wie 1Password oder Dashlane haben ihre Anwendungen ebenfalls angepasst, um Passkeys zu speichern und plattformübergreifend zu synchronisieren.

Unter Windows bindet Microsoft Passkeys in Windows Hello ein, sodass biometrische Verfahren oder PINs als Auslöser für die Anmeldung dienen. In Unternehmensumgebungen lässt sich dies über Entra steuern, um zentrale Vorgaben einzuhalten. Browser wie Chrome, Edge und seit kurzem auch Firefox verstehen die WebAuthn-Schnittstellen für Passkeys, was die Nutzung unabhängig vom Gerätetyp erleichtert. Auf Linux-Systemen ist der Zugriff oft über Chrome oder Chromium möglich, solange ein kompatibler Passwortmanager eingebunden ist. Manche Nutzer setzen dabei auf Open-Source-Lösungen wie zum Beispiel KeePass, die den Schlüssel lokal verwalten.

So lässt sich der Umstieg planen

So lässt sich der Umstieg planen Der Umstieg auf Passkeys beginnt mit einem systematischen Überblick der vorhandenen Konten. Viele große Plattformen bieten die Anmeldung bereits an, oft versteckt in den Sicherheitseinstellungen. Eine Liste der Dienste hilft, gezielt jene zu priorisieren, die am häufigsten genutzt werden. Parallel lohnt sich ein Blick auf die vorhandene Hardware: Geräte müssen biometrische Entsperrung oder PIN-Eingabe unterstützen und mit dem gewünschten Browser harmonieren. Ebenso wichtig ist die Wahl des Synchronisations-Backends, ob über den integrierten Passwortmanager, eine Cloud-Lösung oder eine spezialisierte Anwendung.

Für die Wiederherstellung ist eine durchdachte Absicherung unverzichtbar. Cloud-Synchronisation sorgt für Zugriff auch nach einem Geräteverlust, verlangt aber sorgfältig gesicherte Zugänge zum jeweiligen Account. Zusätzliche Geräte mit aktivierten Passkeys können als Reserve dienen, falls das Hauptgerät ausfällt. Manche setzen außerdem auf einen FIDO2-Security-Key als physische Rückfallebene. In Teams empfiehlt sich eine klare Dokumentation, die Verantwortlichkeiten und Prozesse festhält, um bei Notfällen schnell reagieren zu können.

Praxis: Passkeys im Alltag einführen

Praxis: Passkeys im Alltag einführen Beim ersten Einsatz eines Passkeys erfolgt die Einrichtung oft direkt beim Login, wenn der Dienst die neue Methode erkennt und anbietet. Nutzer bestätigen dabei am Gerät die Erstellung des Schlüssels, etwa durch Fingerabdruck oder PIN. Soll der Passkey für ein anderes Gerät sein, kommt häufig ein QR-Code-Handshake zum Einsatz, der beide Systeme sicher koppelt. Dieses Verfahren erlaubt auch das sogenannte Cross-Device-Sign-in, bei dem ein Gerät die Anmeldung auf einem anderen autorisiert. Dadurch entfällt das umständliche Eingeben von Zugangsdaten auf Geräten ohne Touch- oder Biometriesensor. Der Einstieg wirkt so flüssiger und erfordert kaum zusätzliche Schritte.

Die Umstellung von Passwortmanagern auf Passkeys geschieht meist schrittweise, um bestehende Logins nicht sofort vollständig zu ersetzen. Viele Dienste unterstützen vorübergehend beide Verfahren, was einen sanften Übergang erlaubt. Passkeys lassen sich parallel im Passwortmanager speichern, solange der Dienst sie synchronisieren kann. Für kleine Organisationen empfiehlt es sich, zunächst zentrale Konten umzustellen und den Ablauf intern zu dokumentieren.

Sicherheit, Compliance und Betriebsaspekte

Sicherheit, Compliance und Betriebsaspekte Passkeys verringern die Angriffsfläche für Phishing erheblich, da die Anmeldung nur mit der echten Domain des Dienstes funktioniert. Die kryptografische Bindung zwischen Schlüssel und Website macht es Angreifern unmöglich, Zugangsdaten auf gefälschten Seiten abzufangen. Gleichzeitig reduziert sich die Gefahr von Credential-Stuffing, weil keine wiederverwendbaren Passwörter im Spiel sind. Die Geräte-Bindung sorgt jedoch dafür, dass der Zugriff nur über registrierte Hardware möglich ist, was im Verlustfall zusätzlichen Aufwand erzeugt. Bei der Synchronisation über Cloud-Dienste müssen Datenschutz und Schlüsselverwaltung klar geregelt sein, um den Schutz der sensiblen Anmeldedaten zu sichern.

In Unternehmensumgebungen regeln Policies in Entra, welche Authentifizierungsmethoden zugelassen sind und wie Passkeys verteilt werden. Beim Gerätewechsel oder dem Offboarding von Mitarbeitenden muss sichergestellt sein, dass alle gespeicherten Schlüssel entfernt oder übertragen werden. Ein durchdachtes Lifecycle-Management umfasst auch die klare Dokumentation von Ausnahmen und Sonderfällen. Monitoring-Prozesse helfen, ungewöhnliche Anmeldeversuche zu erkennen und zeitnah zu reagieren. Ergänzend sollte der Support geschult sein, um bei Sperrungen oder Wiederherstellungen schnell und fehlerfrei zu handeln.

Fazit zu Passkeys statt Passwörtern

Fazit zu Passkeys statt Passwörtern Der Wechsel von Passwörtern zu Passkeys wirkt weniger wie ein radikaler Bruch, sondern eher wie eine nachvollziehbare Weiterentwicklung bestehender Sicherheitskonzepte. Die Technik verbindet höhere Schutzmechanismen mit einer einfacheren Nutzung und reduziert gleichzeitig klassische Schwachstellen. Für den persönlichen Fahrplan empfiehlt sich, zunächst die wichtigsten Konten umzustellen und die Geräteinfrastruktur zu prüfen. Organisationen profitieren von einer schrittweisen Einführung, begleitet von klaren Richtlinien für die Sicherheit und einem abgestimmten Supportkonzept. Wer dabei auf Synchronisation, Backup und definierte Notfallprozesse achtet, kann den Umstieg reibungslos gestalten.